Die Klinik Lengg in Zürich betreut jährlich mehr als 5'000 Menschen mit Epilepsie
Die Diagnose einer Epilepsie hat für die Patientinnen und Patienten bedeutsame Konsequenzen. Ein Verdacht auf Epilepsie soll daher zunächst so bald wie möglich mit einer ausführlichen und verbindlichen Diagnostik überprüft werden.
An der Klinik Lengg befindet sich das grösste auf Epilepsie und andere anfallsartige Störungen spezialisierte Kompetenzzentrum der Schweiz. Jährlich erhalten über 5'000 Menschen bei uns medizinische Unterstützung und Antworten auf dringende Fragen rund um Epilepsie. Unser erfahrenes Fachpersonal bietet Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen ambulant und stationär das gesamte verfügbare Spektrum an Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten aus einer Hand an.
Hochspezialisierte Diagnostik
Neurophysiologische Untersuchungen sind für die Diagnose, die Therapiewahl und die Verlaufsbeurteilung von Epilepsien und anderen anfallsartigen Erkrankungen entscheidend. Die Aufzeichnung der elektrischen Hirnaktivität, das Elektroenzephalogramm (EEG), ist dafür das zentrale Instrument. Wir bieten an unserem Zentrum alle Arten von EEG an:
- 20-minütiges Standard-EEG
- Hochaufgelöstes EEG (HD-EEG) mit Quellenlokalisation
- verschiedene Langzeit-EEG-Ableitungen
- mehrtägigen Untersuchungen im Intensivmonitoring mit Video- und EEG-Aufzeichnung
- komplexe EEG-Aufzeichnungen direkt von der Gehirnoberfläche (ECoG) oder aus dem Gehirn mit Tiefenelektroden (stereotaktisches EEG)
Unser Fachpersonal verfügt über eine langjährige und fundierte Erfahrung und nimmt pro Jahr mehr als 4'500 EEG-Untersuchungen vor.
Gezielte Suche nach möglichen Auslösern
Mit modernsten Verfahren der klinischen Neurophysiologie und medizinischen Bildverarbeitung können wir im Gehirn die Regionen, welche die epileptischen Anfälle auslösen, genau lokalisieren. Anhand dieser Informationen kann sodann eine passende Behandlung gewählt und eine Prognose erstellt werden, ob die Behandlung die erwünschte Wirkung zeigen wird.
Die digitale Nachverarbeitung und Auswertung von strukturellen Magnetresonanz-Aufnahmen (MRI) des Gehirns bildet einen Schwerpunkt der epileptologischen Diagnostik an unserem Zentrum. Um MRI-Bilder des Gehirns auszuwerten, entwickeln Forschende an unserer Klinik Verfahren weiter, die auch auf künstlicher Intelligenz basieren. Diese diagnostische Auswertung kann beispielsweise Patientinnen und Patienten, die mit einer massgeschneiderten, medikamentösen Therapie keine befriedigende Anfallskontrolle erreichen, eine Perspektive mit einer neurochirurgischen Behandlung eröffnen.
Prächirurgische Abklärungen
Mit der prächirurgischen Diagnostik klären wir die Chancen und Risiken einer operativen Epilepsie-Behandlung ab. Sie erfordert fachliche Expertise und eine hochspezialisierte Infrastruktur und kann nur in Zentren angeboten werden, die durch die interkantonale Vereinbarung über hochspezialisierte Medizin (IVHSM) zertifiziert sind.
Während der aufwendigen Abklärung werden im Video- EEG-Intensivmonitoring über mehrere Tage hinweg epileptische Anfälle aufgezeichnet. Dank der engen, interprofessionellen Zusammenarbeit unserer Fachteams können wir die Erkenntnisse aus Video-EEG-Monitoring, Schlaflabor, MRI-Diagnostik und Neuropsychologie umfassend auswerten und in vielen Fällen die Epilepsieherde präzise lokalisieren. Dies erlaubt es, die Chancen und Risiken einer epilepsiechirurgischen Operation umfassend einzuschätzen. In bestimmten Situationen ist darüber hinaus eine invasive Diagnostik mit implantierten Elektroden erforderlich. Eine solche Diagnostik wird in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsspitals Zürich vorgenommen, an der die neurochirurgischen Eingriffe erfolgen.
Falls mit der prächirurgischen Abklärung ein Areal im Gehirn präzise identifiziert wird, das die Anfälle auslöst, kann den Betroffenen ein epilepsiechirurgischer Eingriff angeboten werden. Dabei wird das Hirngewebe, das die Anfälle auslöst, entfernt. Die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten ist nach einem entsprechenden Eingriff vollständig anfallsfrei. Insbesondere bei Kindern mit schwer behandelbarer Epilepsie nehmen die epilepsiechirurgischen Eingriffe in den letzten Jahren zu. Sie können dank dieses Therapieansatzes zu einem grossen Prozentsatz geheilt werden und profitieren von solch frühen Behandlungen auch hinsichtlich ihrer weiteren Entwicklung. Ein für die Patientinnen und Patienten entscheidender Punkt in der prächirurgischen Abklärung ist die Frage, ob ein allfälliger chirurgischer Eingriff sicher und ohne relevante neurologische Defizite durchgeführt werden kann. Hierfür werden in der Abteilung für Neuropsychologie verschiedene Testungen und Spezialuntersuchungen durchgeführt (fMRI, WADA Test).
Vernetzte Epileptologie
Unser Zentrum bietet Patientinnen und Patienten mit Epilepsie ambulant und stationär das gesamte verfügbare Spektrum an Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten aus einer Hand an: umfassende epileptologische Diagnostik, schlafmedizinische Abklärungen, neuropsychologische Diagnostik, psychiatrische und psychologische Unterstützung, Sozialberatung und medizinische Therapien. Wir begleiten Kinder und Jugendliche, Erwachsene und insbesondere auch Menschen mit erhöhtem Betreuungsaufwand aufgrund körperlicher und geistiger Behinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Die interdisziplinäre Herangehensweise ermöglicht die stationären und ambulanten, therapeutischen Optimierungen bei komplexen, schwierig behandelbaren Epilepsien.
Breites Angebot an Spezialsprechstunden
Wir bieten zahlreiche Spezialsprechstunden zu spezifischen Fragestellungen in der Epileptologie an. Ausgewiesene ärztliche Spezialistinnen und Spezialisten beantworten beispielsweise Fragen zu Epilepsie und Kinderwunsch oder Empfängnisverhütung, zu psychischen Begleitproblemen, zur prächirurgischen Epilepsiediagnostik oder Neuromodulation sowie zu sozialmedizinischen Fragen wie Berufstätigkeit oder Fahreignung.
Etablierte Forschungstradition
Die Epileptologie an der Klinik Lengg pflegt eine langjährige, erfolgreiche Forschungstradition. Unsere Aktivitäten umfassen sowohl die klinische Forschung zur Verbesserung der Diagnose und Therapie als auch die Grundlagenforschung, um epileptische Erkrankungen, ihre Ursachen und Auswirkungen zu verstehen. Die Schwerpunkte bilden hierbei die klinische Neurophysiologie, die epileptologische Bildverarbeitung, die kognitive und soziale Neuropsychologie sowie die Neuromodulation. Zusätzlich befassen wir uns mit der genetischen Epilepsieforschung seltener Erkrankungen («rare diseases») und der Grundlagenforschung im Bereich der EEG-Datenforschung («big data»). Dank zahlreichen Forschungskollaborationen sind wir national und international wissenschaftlich vernetzt.
Liliane Pieters
Leiterin Unternehmenskommunikation und Marketing