Die EPI Spitalschule der Klinik Lengg: Individuelle Bildung trotz Klinikaufenthalt
Die Klinik Lengg ist nicht nur ein Ort medizinischer Versorgung, sondern bietet auch eine besondere Bildungseinrichtung für ihre jungen Patientinnen und Patienten während ihres Klinikaufenthalts: Die EPI Spitalschule. Diese Schule ist darauf spezialisiert, Kindern und Jugendlichen im Volksschulalter während eines längeren Krankenhausaufenthalts eine kontinuierliche und angepasste Schulbildung zu ermöglichen.
Die EPI Spitalschule zeichnet sich durch ihre individuelle Anpassung des Unterrichts an die Bedürfnisse jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers aus und bietet dabei ein massgeschneidertes Bildungskonzept. Hier wird nicht nur der aktuelle Schulstoff vermittelt, sondern auch auf die speziellen Anforderungen und gesundheitlichen Herausforderungen der Patientinnen und Patienten Rücksicht eingegangen. Der Fokus steht dabei nicht primär auf den schulischen Belangen, sondern auf der Gesundheit der Patientinnen und Patienten sowie der Klärung der medizinischen Fragen. Das Ziel ist es, den Lernprozess trotz der Belastungen eines Krankenhausaufenthalts aufrechtzuerhalten und den Kindern und Jugendlichen eine angstfreie und nahtlose Rückkehr in ihre regulären Klassen zu ermöglichen.
Die Spitallehrerin der Klinik Lengg, Ladina Zwick hat diese verantwortungsvolle Aufgabe seit Juli 2022 übernommen und setzt sich mit Herzblut für das Wohl der Patientinnen und Patienten ein.
Eine besondere Lernumgebung
Das neu gestaltete Spitalschulzimmer, bekannt als die Spiel- und Lerninsel, bietet eine angenehme und unterstützende Atmosphäre. Es ist ein Raum, in dem sich die Schülerinnen und Schüler sicher und geborgen fühlen können, während sie lernen. Die Einrichtung und Ausstattung dieses Zimmers wurde sorgfältig ausgewählt, um eine inspirierende Umgebung zu schaffen, die sowohl das Lernen als auch die Erholung fördert.
Die Spitalschule wird laut der Spitallehrerin von den betroffenen Kindern und Jugendlichen als sehr wertvoll erachtet, da sie ihnen ein wenig gewohnten Alltag und Abwechslung während des Klinikaufenthalts verleiht. Einmal am Tag können sie aus dem medizinischen Umfeld der Klinik auf die Spiel- und Lerninsel entfliehen und sind ausnahmsweise nicht mit ihrer Krankheit konfrontiert. Die Spitalschule bietet den Kindern und Jugendlichen somit ein Stück Normalität im Spitalalltag und spielt eine entscheidende Rolle dabei, den Aufenthalt der oft jungen Patientinnen und Patienten so normal wie möglich zu gestalten. Zudem bietet sie ihnen Zuversicht und eine Perspektive für die Zukunft.
«Für uns ist die Spitalschule mehr als nur eine Bildungseinrichtung – sie ist ein Ort der Hoffnung, des Wohlbefindens und der Stärkung für Kinder und Jugendliche, die während ihrer Zeit in der Klinik besondere Unterstützung benötigen», so die Spitallehrerin Ladina Zwick.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Ein wesentlicher Aspekt der EPI Spitalschule ist die enge Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Team der Klinik. Dies umfasst Ärztinnen, Therapeuten und Pflegekräfte, die alle gemeinsam daran arbeiten, das Wohl der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten. Die Lehrerin der Spitalschule, Ladina Zwick, nimmt regelmässig an Besprechungen teil, in denen medizinische und therapeutische Aspekte erörtert werden. Diese enge Kooperation stellt sicher, dass der Unterricht nicht nur pädagogisch sinnvoll, sondern auch medizinisch abgestimmt ist.
Diverse Krankheitsbilder
Die jungen Patientinnen und Patienten weisen diverse Krankheitsbilder auf, so besteht bei ihnen zum Beispiel Verdacht auf Epilepsie, weshalb sie für eine Diagnosestellung in der Klinik stationiert sind, oder es geht um die Zuordnung von Syndromen, die mit Epilepsie einhergehen. Ebenfalls werden Patientinnen und Patienten mit bereits diagnostizierter Epilepsie behandelt, um beispielsweise eine Neueinstellung oder Optimierung der Therapie abzuklären oder um eine Verlaufskontrolle durchzuführen. Einige von ihnen werden auch im Rahmen einer Differenzialdiagnostik behandelt; hier wird untersucht, ob es sich bei den vorliegenden Anfällen um epileptische oder dissoziative Anfälle handelt.
Vielfältige Unterrichtsmethoden
Der Unterricht in der EPI Spitalschule ist vielfältig und auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten. Dies kann Diskussionen über Literatur, musikalische Einlagen, Bouldern in der Sporthalle, das Vorlesen von Geschichten, interaktives Rechnen mit Spielgeld oder kreative Gestaltungen umfassen. Auch sensomotorische Stimulationen, wie das Ertasten, Greifen und Bewegen, sind wichtige Bestandteile des Unterrichts.
Die Auswirkungen von Epilepsie können besonders spürbar sein, wenn Anfälle während des Unterrichts auftreten. Sie beeinflussen das Schulleben und das Wohlbefinden eines Kindes, weshalb es wesentlich ist, individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten einzugehen und ihnen eine sichere Umgebung zu gewähren. Gerade im Schulalltag kann der Umgang mit Epilepsie eine Herausforderung darstellen, die Spitallehrerin ist jedoch überzeugt, dass betroffene Schülerinnen und Schüler sicher und erfolgreich am Unterricht teilnehmen können, wenn ihnen Verständnis und angemessene Unterstützung entgegengebracht wird.
Austausch mit Eltern und Herkunftsschulen
Neben der Zusammenarbeit mit dem klinischen Team ist der Austausch mit den Eltern und den Herkunftsschulen der Kinder und Jugendlichen von grosser Bedeutung. Dieser regelmässige Kontakt stellt sicher, dass der Übergang zurück in die reguläre Schulumgebung so reibungslos wie möglich verläuft. Die Lehrkräfte der Spitalschule halten engen Kontakt zu Lehrpersonen und informieren sich über den aktuellen Schulstoff und soziale Themen, um die Schüler bestmöglich zu unterstützen.
Eine offene Kommunikation zwischen Eltern, Lehrkräften und Schulpersonal ist entscheidend. Eltern sollten die Lehrkräfte über die spezifischen Bedürfnisse ihres Kindes informieren und offen für Fragen und Anregungen sein. Gleichzeitig sollten sich Lehrkräfte und Schulpersonal bemühen, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in welchem sich die Schülerinnen und Schüler sicher und akzeptiert fühlen.
Flexibilität als Schlüssel
Die Lehrkraft der EPI Spitalschule muss besonders flexibel sein. Während des Klinikaufenthalts stehen oft medizinische Belange im Vordergrund. Dennoch gelingt es der Spitalschule, den Kindern und Jugendlichen einen Hauch von Normalität und Abwechslung zu bieten. Der Unterricht in der Spitalschule trägt dazu bei, dass Kinder und Jugendliche ihre gewohnte Tagesstruktur behalten und ihre Krankheit nicht immer im Vordergrund steht. Die Schule sollte ein Ort der Zuflucht sein, wo sich jedes Kind wohl und zugehörig fühlt. Die Schule ist ein Lernort, um sich weiterzuentwickeln, aber auch ein wichtiger Ort im Sinne des sozialen Zugehörigkeitsgefühls.
So geht Bildung, trotz Krankheit
Die EPI Spitalschule der Klinik Lengg leistet Pionierarbeit im Bereich der Bildung für hospitalisierte Kinder und Jugendliche. Durch die enge Zusammenarbeit mit medizinischen Fachkräften, individuell angepassten Unterrichtsmethoden und einem starken Fokus auf die Bedürfnisse der einzelnen Schülerinnen und Schüler wird sichergestellt, dass diese trotz ihrer gesundheitlichen Herausforderungen eine kontinuierliche und unterstützende Bildung erhalten.
Die Spitalschule bietet den jungen Patientinnen und Patienten nicht nur schulisches Wissen, sondern auch emotionale Unterstützung und Normalität in schwierigen Zeiten. So gibt es auf der Kinder- und Jugendstation ein Spielzimmer, in welchem sich Kinder und Jugendliche treffen können, um sich miteinander auszutauschen und zu spielen. Sind gerade mehrere Patientinnen und Patienten in einem ähnlichen Alter in der Spitalschule, können diese zusammen spielen und lernen, sofern es der medizinische Therapieplan erlaubt.
«Was, im Spital kann ich auch in die Schule gehen? ». Kinder und Jugendliche verbringen einen Grossteil ihrer Zeit in der Schule. Schule bedeutet Alltag, schafft Perspektiven und Zugehörigkeit. In der Klinik Lengg schaffen wir eine Brücke zur Normalität, indem Kinder und Jugendliche bereits ab dem ersten Tag ihres Aufenthaltes unsere hausinterne Spitalschule besuchen können. »
Aufklärungsarbeit für Angehörige und Lehrpersonen
Ein wichtiger Schritt im Umgang mit Epilepsie im Schulalltag ist die Sensibilisierung der Lehrkräfte, des Schulpersonals und der Mitschülerinnen und Mitschüler. Oftmals führt mangelndes Wissen zu Unsicherheit und Vorurteilen gegenüber Kindern, die von Epilepsie betroffen sind. Daher ist es wichtig, über Epilepsie aufzuklären und Vorurteile abzubauen. Lehrkräfte sollten über die individuellen Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler informiert sein und wissen, wie sie im Falle eines Anfalls reagieren können.
Um Sicherheit und Akzeptanz in der Klasse zu schaffen, ist es wichtig, auch die Mitschülerinnen und Mitschüler zu sensibilisieren, ihnen den Umgang mit Epilepsie aufzuzeigen und ihr Verständnis mit sachlichen und aufklärenden Informationen zu stärken. Gerade im Umgang mit epileptischen Anfällen entstehen bei Mitschülerinnen und Mitschülern oft Ängste, Fragen und Unsicherheiten. Diese sollten ernst genommen und seitens der Lehrkräfte als Anlass genommen werden, mit der Klasse über die Krankheit und den Umgang mit epileptischen Anfällen zu sprechen. Dieser Aspekt ist gerade im Jugendalter herausfordernd, da der Wunsch nach Zugehörigkeit und die Angst vor Ausgrenzung besonders verstärkt sind.
Die Spitallehrerin Ladina Zwick begleitet Kinder und Jugendliche sowie deren Familien und Lehrpersonen nicht nur während ihres Spitalaufenthalts, sondern oftmals auch darüber hinaus. Dies bietet sie im Rahmen der EPI-Aufklärungsarbeit an den Herkunftsschulen der betroffenen Patientinnen und Patienten, aber auch an Elternabenden, in der Klasse oder im Schulteam an.
«Abschliessend möchte ich betonen, dass Kinder und Jugendliche mit Epilepsie das Recht auf eine inklusive und unterstützende Schulumgebung haben. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrkräften und Schulpersonal und einer offenen und transparenten Kommunikation können wir sicherstellen, dass jedes Kind die bestmögliche Bildung erhält und sein volles Potenzial entfalten kann. » - Ladina Zwick, Spitallehrerin Klinik Lengg
Ladina Zwick
Spitallehrerin EPI Spitalschule
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