Innovation und Ethik: Die Zukunft der Behindertenmedizin im digitalen Zeitalter

Ethik-Tagung - Begrüssung Marco


Die 20. Ethik-Tagung der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung (EPI) war am 24. Oktober 2024 Anlass für eine Jubiläumsveranstaltung. Im Park-Saal des Gründungshauses in Zürich trafen sich Fachleute und Interessierte, um unter der souveränen Moderation von Daniela Lager (SRF) über Chancen und Herausforderungen moderner Technologien in der Behindertenmedizin zu diskutieren. Künstlerische Darbietungen von Anita Wildi (Gesang) und Barbara Quiram (Piano) setzten inspirierende Kontrapunkte zur Diskussion über KI und digitale Biomarker.


Die Integration von künstlicher Intelligenz und digitalen Biomarkern markiert einen potenziellen Wendepunkt in der medizinischen Betreuung von Menschen mit Behinderungen. Diese Technologien versprechen nicht nur eine verbesserte Versorgung, sondern auch eine gesteigerte persönliche Autonomie der Betroffenen. Die Tagung beleuchtete zwei zentrale Innovationsbereiche: KI-gestützte Assistenzsysteme und das Monitoring durch digitale Biomarker. 


Ethik-Tagung - Vortrag Hennric Jokeit

Prof. Dr. Hennric Jokeit in seiner Präsentation über digitale Biomarker.


Prof. Dr. Hennric Jokeit zeigte in seinem Vortrag die transformative Kraft digitaler Biomarker auf. Sie ermöglichen eine präzise Erfassung wichtiger Gesundheitsparameter und fördern zugleich die Selbstbestimmung der Patienten. Er betonte die Bedeutung der Datenqualität, die Balance zwischen Autonomie und Unterstützung sowie die Wichtigkeit eines verantwortungsvollen Datenmanagements und die Chancen zur Ressourcenoptimierung in der Betreuung.

 

Schlafmediziner Aribert Bauerfeind führte das Publikum in die Welt medizinischer Gadgets zur Diagnostik und Behandlung von Schlafstörungen ein. Seine Präsentation verdeutlichte die Fortschritte im kontinuierlichen Monitoring und die zentrale Rolle der KI in der Datenanalyse. Gleichzeitig hob er die Grenzen der Automatisierung und die Bedeutung der informierten Einwilligung hervor, insbesondere die Balance zwischen Überwachung und Privatsphäre.

 

PD Dr. med. Lukas Imbach präsentierte revolutionäre Entwicklungen in der KI-gestützten Epilepsie-Diagnostik, insbesondere für bisher unterrepräsentierte Patientengruppen. Er stellte innovative EEG-Monitoring-Lösungen vor und erörterte die Möglichkeiten sowie die Grenzen der automatisierten Diagnostik und die unverzichtbare Rolle ärztlicher Expertise.

 

Datenschutzexpertin Ursula Uttinger, lic. jur., beleuchtete die komplexen rechtlichen und ethischen Dimensionen der digitalen Transformation in der Medizin. Sie betonte den Datenschutz als fundamentales Menschenrecht und erläuterte die vielschichtige Rechtslage in der Schweiz. Ein besonderes Augenmerk legte sie auf das Urheberrecht im Kontext Künstlicher Intelligenz und die ethischen Grundprinzipien der Datenverarbeitung, mit dem Appell, eine Balance zwischen Innovation und Persönlichkeitsschutz zu finden.


Ethik-Tagung - Podiumsdiskussion

Mit einer lebhaften Podiumsdiskussion wurden die Vorträge abgerundet.


Die Diskussionen während der Tagung verdeutlichten den schmalen Grat zwischen erhöhter Selbstständigkeit und Verbesserung der Lebensqualität durch technologische Unterstützung und den Risiken der kontinuierlichen Überwachung. Die Experten waren sich einig, dass das Potenzial der KI in der Medizin, insbesondere in der Behindertenmedizin, noch lange nicht ausgeschöpft ist und zukünftige Innovationen die Patientenversorgung weiter verbessern werden.

 

Die Jubiläumstagung der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung markierte einen wichtigen Schritt in der Diskussion um die Zukunft der Behindertenmedizin. Die vorgestellten Innovationen und Perspektiven zeigten eindrücklich das transformative Potenzial moderner Technologien. Gleichzeitig wurde deutlich, dass ihr Erfolg von der sorgfältigen Berücksichtigung ethischer Prinzipien und dem Schutz der Patientenrechte abhängt.

 

Die lebhaften Diskussionen und der intensive Austausch zwischen Experten verschiedener Disziplinen unterstrichen die Bedeutung solcher Tagungen für die Weiterentwicklung der Behindertenmedizin. Die Schweizerische Epilepsie-Stiftung bestätigte mit dieser Jubiläumsveranstaltung ihre Rolle als Impulsgeberin für eine ethisch reflektierte und zukunftsorientierte Medizin, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und technologische Innovationen verantwortungsvoll nutzt.

 

Die Veranstaltung verdeutlichte: Die Zukunft der Behindertenmedizin liegt in der intelligenten Verbindung menschlicher Empathie mit technologischer Innovation. Ethik und die Würde des Menschen müssen dabei stets im Mittelpunkt stehen.



Prof. Dr. Hennric Jokeit
Prof. Dr. Hennric Jokeit

Prof. Dr. Hennric Jokeit

Leiter Neuropsychologie EPI

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