Nachhaltigkeitsbericht

Das EPI Areal ist nicht nur ein Naherholungsgebiet mit hoher Aufenthaltsqualität für Bewohnende des EPI WohnWerks, Patientinnen und Patienten und Besuchende, sondern auch ein mehrfach zertifiziertes Vorzeigebeispiel für ökologische Areal- und Umgebungsplanung. Im Rahmen des Jahresberichts 2023 werden fünf Nachhaltigkeitsprojekte hervorgehoben: Ein verantwortungsvoller Energieverbrauch, die Photovoltaik-Initiative, sinnvolle Wald- und Naturschutzarbeiten mit den Klientinnen und Klienten, eine nachhaltige Eigenproduktion und nachhaltige Kreativität in den EPI Tagesstätten.

Nachhaltigkeit im Fokus

Engagement für einen verantwortungsvollen Energieverbrauch


Im Zentrum der Nachhaltigkeitsbemühungen der EPI steht das konsequente Bestreben, den Energieverbrauch auf ihrem Areal effizient zu gestalten und kontinuierlich zu optimieren. Die untenstehende Grafik illustriert den Stromverbrauch in den vergangenen zehn Jahren, aufgeschlüsselt nach Sommer- und Winterhalbjahren. Trotz des ersten Anscheins eines konstanten Verbrauchs offenbart eine Analyse signifikante Fortschritte in der Energieeffizienz der EPI.


Während der Stromverbrauch auf den ersten Blick stabil erscheint, muss dieser im Kontext eines Wachstums der bewirtschafteten Flächen um 13 % sowie einer Zunahme der Mitarbeitendenzahl betrachtet werden. Besonders hervorzuheben ist die Reduktion des relativen Verbrauchs von 54,3 Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m²) auf 49,5 kWh/m². Dieser Rückgang unterstreicht die Fähigkeit der EPI, trotz Wachstum und gestiegener Aktivitäten den Energieverbrauch pro Quadratmeter signifikant zu senken.


Ein weiterer Meilenstein im Engagement für Nachhaltigkeit ist der zunehmende Anteil an selbst erzeugtem Strom durch die eigenen Photovoltaik-Anlagen. Mittlerweile wird etwa 10 % des Strombedarfs aller EPI Betriebe durch selbst produzierte erneuerbare Energien abgedeckt. Die konstanten Bemühungen, den Energieverbrauch effizienter zu gestalten, spiegeln sich nicht nur in den Zahlen wider, sondern sind auch ein Ausdruck der Verantwortung der EPI gegenüber der Umwelt und der kommenden Generationen. 


Stromverbrauch EPI 2014 bis 2023


Erneuerbare Energie im Aufschwung

Seit der Inbetriebnahme der ersten Photovoltaik-Anlage auf dem Areal im Jahr 2012 hat die EPI stetig in die Kraft der Sonne investiert. Die anfängliche Anlage mit einer Leistung von 53,6 Kilowattpeak (kWp) konnte jährlich bis zu 57 Megawattstunden (MWh) Strom produzieren – genug, um den Jahresbedarf von 15 Einfamilienhäusern zu decken.


Im Laufe der Jahre wurden diese Kapazitäten kontinuierlich ausgebaut. Bis Ende 2023 wurden sieben Anlagen mit einer beeindruckenden Gesamtleistung von 264 kWp installiert.


Bild von swissepi.ch
Bild von swissepi.ch

«Unsere Fortschritte bei der Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer Energien spiegeln nicht nur unser Engagement für Nachhaltigkeit wider, sondern bekräftigen auch unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt und künftigen Generationen.» 
Frank Wadenpohl, Leiter Immobilien
Ertrag Photovoltaik-Anlagen EPI 2012 bis 2023


Bislang haben die Anlagen zusammen rund zwei Gigawattstunde(n) Strom erzeugt. Dieser beachtliche Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung entspricht der Menge, die benötigt wird, um ein Elektroauto 250 Mal um die Erde zu fahren. Der Grossteil dieser Energie fliesst direkt in den Eigenbedarf des EPI Areals, was die Abhängigkeit von extern bezogenem Strom reduziert und die CO2-Bilanz der EPI deutlich verbessert.


Investitionen in Photovoltaik sind ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung. Sie demonstrieren nicht nur ihr Engagement für die Umwelt, sondern auch ihre Vision, eine führende Rolle in der Nutzung erneuerbarer Energien zu übernehmen. Durch diese Massnahmen leistet sie einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Förderung einer grünen Zukunft.



Das Waldprojekt


Autonomie und Umweltschutz vereint

Das Waldtagprojekt, ursprünglich entstanden aus einer Diplomarbeit, entwickelte sich zu einem bedeutsamen und visionären Projekt für Mensch und Umwelt. Dahinter steht der EPI Mitarbeiter Christoph Otter, der vor seiner jetzigen Anstellung als Fachperson Agogik zehn Jahre als Forstwart tätig war.


Die Projektidee sieht vor, dass durch sinnvolle Wald- und Naturschutzarbeiten mit den Klientinnen und Klienten des EPI WohnWerks ein positiver Beitrag für die Natur und die Gesellschaft geleistet wird. Darüber hinaus sollen das gesellschaftliche Bild von Menschen mit Beeinträchtigungen gestärkt sowie die Möglichkeiten der Inklusion, Interaktion und Teilhabe in der Gesellschaft kurz-, mittel- und langfristig verbessert werden. Dabei sollen auch die individuellen Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten in einem breiteren Spektrum berücksichtigt und gefördert werden. Das Ziel ist es, das subjektive Wohlbefinden zu steigern und somit die Lebensqualität der Klientinnen und Klienten positiv zu beeinflussen.


In der Holzwerkstatt des Hausdienstes 3 der Tagesstätte(n) unterstützen Klientinnen und Klienten das Projekt tatkräftig mit. Dieses wird in Kooperation mit der Gemeinde Egg durchgeführt. Das Aufgabenspektrum erstreckt sich von der Neophyten-Bekämpfung bis hin zur Abfallsammlung. Diese Tätigkeiten nützen nicht nur der einheimischen Flora und Fauna, auch die Gesellschaft profitiert unmittelbar durch ein sauberes Erholungsgebiet. Mit diesem Projekt leistet das
EPI WohnWerk einen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise. Gleichzeitig werden mit diesen Arbeiten die individuellen Fähigkeiten der Klientinnen und Klienten gefördert.


Waldarbeit



Nachhaltige Teeproduktion mit Inklusionscharakter


Handgemacht und ökologisch: Wie das EPI Team mit Liebe zum Detail nachhaltige Produkte schafft

Das Gärtnerei-Team, bestehend aus Fachkräften und betreuten Mitarbeitenden, setzt sich intensiv für eine nachhaltige Eigenproduktion ein. Auf dem EPI Areal werden unter der Leitung von ausgewiesenen Fachkräften verschiedenste Kräuter angebaut und gepflegt. Dieser Beitrag zu ökologischer Verantwortung spiegelt sich nicht nur im Anbau, sondern auch in der sorgfältigen Ernte und Verarbeitung der Pflanzen wider. Sobald die Kräuter ihre optimale Reife erreichen, erfolgt das Pflücken, Waschen und Trocknen. Die Tees, sei es als Mischung oder als einzelne Sorten, werden in präziser Handarbeit hergestellt und kreativ verpackt, als Set oder als Einzelgeschenk.


Im Oktober 2023 startete der Bereich Arbeiten des EPI WohnWerks eine Kooperation mit «Zürihonig», einem regionalen Produkt mit Honig von Zürcher Landbienen. Ziel einer solchen Kooperation ist es, die Eigenprodukte in Verbindung zu einem regionalen Produkt zu stärken und vermehrt auf Nachhaltigkeit und Ökologie zu setzen. Unter anderem führte diese Kooperation im Dezember 2023 zu attraktiven Angeboten wie Tee-Sets mit Zürihonig. Diese Sets sind nicht nur ideale Geschenke, sondern auch Ausdruck ökologischer und nachhaltiger Werte, insbesondere durch die Handwerkskunst der betreuten Mitarbeitenden, die durch die individuelle und liebevolle Gestaltung der Geschenksets repräsentiert wird.


Mit dieser transparenten und umweltbewussten Herangehensweise möchten wir nicht nur hochwertige Produkte anbieten, sondern auch einen Beitrag zur Förderung und Erhaltung der Biodiversität und zur Unterstützung des nachhaltigen Konsums leisten.

Nachhaltige Kreativität in den Tagesstätten


Projekte mit Sinn und Perspektive

Die Tagesstätten setzen auf nachhaltige Projekte, bei denen Kreativität und soziale Verantwortung Hand in Hand gehen. Praktikantinnen und Praktikanten im Hausdienst haben die Möglichkeit, ihre eigene Vision zu realisieren, während sie gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten innovative und nachhaltige Projekte umsetzen.


Die nachhaltige Recycling-Station im Holzdesign

Die diesjährige Praktikantin R.S. hat in Zusammenarbeit mit zwei Klienten aus dem Hausdienst eine beeindruckende «Recycling-Station» aus Holz geschaffen. Die Idee war es, gesammelte PET-Flaschen, Karton, Papier, Alu und Glas ordentlich zu verstauen und zu trennen. Darüber hinaus soll das Projekt eine sinnvolle Tagesstruktur schaffen.


Damit arbeitete R.S. auch an ihrem persönlichen Ziel: Dem professionellen Umgang mit Nähe und Distanz zu den Klientinnen und Klienten. Sie möchte lernen, ausgewogen zwischen engem Begleiten und schrittweisem Übertragen von Verantwortung zu wechseln, um den Klienten Kompetenzerlebnisse zu ermöglichen.


Dieses Projekt dient der Erweiterung der Kompetenzen der Klientinnen und Klienten. Ein Klient profitiert von verbesserter Mobilität, Aktivierung und Beweglichkeit in Händen und Armen. Der zweite Klient entwickelt Ausdauer und lernt, kontinuierlich an einem Thema zu arbeiten.


Kreatives Neugestalten von Möbeln und Gegenständen

Ein weiteres beeindruckendes Projekt des Hausdienstes fokussiert sich auf das kreative Neu- und Umgestalten von Möbeln und Gegenständen. Hierzu werden mit den Klientinnen und Klienten in einem kunstagogischen Prozess die verschiedenen Schritte von der Ideenfindung bis zur abschliessenden Umsetzung durchlaufen. Die Klientinnen und Klienten sind die kreativen Köpfe hinter jeder Schöpfung. Von der Ideenskizze auf dem Papier bis zur Finalisierung entstehen mit Unterstützung der Betreuungspersonen einzigartige Möbel und Gegenstände.


Die Tagesstätten setzen vielfältige Ansätze in der Arbeit mit ihren Klientinnen und Klienten ein. Beim «Upcycling» erfahren alte Möbel und Gegenstände eine kreative Neugestaltung. Ein schönes Beispiel zeigt sich in einem von einem Klienten geschaffenen Bild, das mit Hingabe und präziser Detailarbeit eine alte Kommode aufwertet und in ihrer Erscheinung bereichert (Bild 1). Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der «kunstagogischen Arbeit» und der starken Einbindung der Klienten (Inklusion). So entstand beispielsweise eine Lampe (Bild 2), die von einer Klientin auf Papier skizziert und gemeinsam mit den Betreuungspersonen umgesetzt wurde. Dieser Prozess umfasste das Skizzieren der Lampe, die Auswahl von Farben und Materialien bis zur finalen Detailarbeit des Objekts. Die Entscheidungsgewalt liegt dabei stets bei den Klientinnen und Klienten, wobei ein aktiver Austausch und Verhandlungen über einzelne Schritte wie die optimale Farbgebung integraler Bestandteil sind. Inklusion wird hier grossgeschrieben und stellt einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung der Klientinnen und Klienten dar.

Diese kreativen Objekte sollen künftig nicht nur intern bewundert werden – zum Beispiel gibt es Ideen zu einer Vernissage, die zu einem späteren Zeitpunkt auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnte.


Insgesamt zeigen diese Projekte, dass Nachhaltigkeit und Kreativität in den Tagesstätten keine Grenzen kennen. Durch die Verbindung von Umweltbewusstsein, sozialer Verantwortung und individueller Entwicklung entstehen nicht nur beeindruckende Werke, sondern auch Perspektiven für diejenigen, die an diesen Projekten beteiligt sind.