Wie der Neubau der Gärtnerei mit Tetris zusammenhängt
Der Neubau der Gärtnerei wird zusammen mit dem Architekturbüro Darlington Meier Architekten AG realisiert. Welche Überlegungen haben sich die Architekten zum Neubau gemacht? Was war Ihnen bei der Gestaltung besonders wichtig? Vor welchen Herausforderungen standen sie? Wir haben bei Mark Darlington und Lucas Bucher nachgefragt.
Wir treffen Mark Darlington, Architekt, und Lucas Bucher, projektleitender Architekt, an einem milden Herbsttag im Oktober 2020 an der Baustelle für den Neubau der Gärtnerei. An diesem Tag wurden die Holzelementdecken des neuen Gärtnereigebäudes aufgestellt und die letzten Bauarbeiter sind noch am Werk. Mit ein wenig Fantasie kann man immer besser erahnen, wie das neue Gärtnereigebäude später einmal aussehen wird. Soviel sei verraten: Das neue Gärtnereigebäude wird von aussen etwas ganz anderes ausstrahlen als von innen. Zunächst möchten wir jedoch von den beiden Herren wissen, was ihnen am Neubau besonders wichtig ist. Mark Darlington nennt dazu drei Stichwörter: Kontext, Adressierung und Funktion.
Der Kontext ist die Umgebung eines Baus im weitesten Sinne, hier also die Hanglage zum See mit dem historisch abterrassierten Gelände der Gärtnerei. Wie soll sich das zu bauende Haus einfügen? Möglichst selbstverständlich, im Falle des neuen Gärtnereigebäudes unauffällig und bescheiden. Bei anderen Projekten können die Häuser lauter sprechen, aber hier möchte man lieber die Aufmerksamkeit auf die schöne Umgebung mit den Beeten und dem weiten Blick auf den Zürichsee lenken.
Mark Darlington vergleicht das neue Gebäude lachend mit einem «grossen Findling im Hang». Ausserdem erzählt er eine kleine Anekdote über das erste Betonmuster, das für die Aussenfassade gemacht wurde: «Das erste Muster war viel zu hell und künstlich. Wir mussten daran arbeiten, es gewöhnlicher zu machen.» Äusserlich ist das neue Gebäude ein Nutzbau, der das ehemalige Gebäude der Gärtnerei samt beiden Glastreibhäusern ersetzt.
Im Innenraum, im Blumenladen, Arbeitsraum und in der Anzucht wird dagegen ein anderer Eindruck vermittelt: Mitarbeitenden, Besucherinnen und Besucher soll eine einladende Grosszügigkeit vermittelt werden. Dazu trägt die optische Verbindung der Räume, die Raumhöhe, das Materialisierungskonzept und auch das Kunstlichtkonzept bei. Dazu sagt Lucas Bucher: «Lange, schwarze Balkenleuchten werden als durchlaufenden ‚Himmel’ an der Decke angebracht. Dadurch kann man von einer Ecke des Gebäudes in die andere Ecke sehen, das vergrössert den Raum optisch.» Den Boden hat Mark Darlington als orange eingefärbten Hartbeton konzipiert und setzt damit, komplementär im Farbkontrast, die grünen Pflanzen in Szene. Generell wird der Innenraum warm, gemütlich und einladend gestaltet – für die Mitarbeitenden, die Kundinnen und Kunden des Ladens. Die Möbel sind modern, grösstenteils aus Holz und somit natürlich und nachhaltig. Die gläserne Eingangsfassade wie auch das «Blumenfenster» des Ladens, wo bunte Blumensträusse zur Schau gestellt werden können, laden zum Hereinschauen ein. Das ist die Adressierung der Gärtnerei.
Kommen wir nun noch zur Funktion: Gewächshaus, Arbeitsstätten und Laden mit ihren zugehörigen gemeinsamen Nebenräumen gemeinsam unter ein Dach zu bringen stellte sich als anspruchsvoller heraus als erwartet. «Wahrlich eine Tetris-Übung», schmunzelt Mark Darlington. Die verschiedenen Funktionen des neuen Gärtnereigebäudes haben untereinander viele Schnittstellen, so bekommt etwa der Laden das frische Gemüse aus dem Gewächshaus geliefert. Für eine sinnvolle Anordnung musste dieses Zusammenspiel berücksichtigt werden. Lucas Bucher fügt hinzu: «Die Schnittstellen und Anforderungen an die einzelnen Bereiche mussten wir erst einmal zusammen mit den Mitarbeitenden der Gärtnerei herausfinden – schliesslich werden sie dort später arbeiten. Zu definieren was einem an der Arbeitsstelle wichtig ist, ist aber gar nicht so einfach, denn normalerweise hinterfragt man das nicht gross.»
Die Kooperation mit dem Architekturbüro Darlington Meier Architekten AG reicht bereits 10 Jahre zurück und wird sich auch über den Neubau der Gärtnerei hinaus erstrecken: Das erste gemeinsame Projekt war der Neubau und Umbau der Klinik Lengg, in welchem unter anderem der Haupteingang neugestaltet und Patientenzimmer aufgestockt wurden. Neu ist der Neubau eines Mehrfamilienhauses am Anna-Stockar-Weg in Planung. Mark Darlington meint: «Wir blicken auf eine langjährige Zusammenarbeit und gute Beziehungen zur Schweizerischen Epilepsie-Stiftung zurück. Das Areal ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich freue mich darauf, wenn ich den Hang weiter mitgestalten darf.»
Wir danken Mark Darlington und Lucas Bucher herzlich für das spannende Interview und sehen der Fertigstellung des Neubaus Gärtnerei sowie den nächsten Bauprojekten mit Vorfreude entgegen!
Interview: Elisa Ganter und Alexandra Wolff, Marketing und Kommunikation EPI WohnWerk
Seit 18. Januar 2021 wurde die EPI Gärtnerei bezogen und in Betrieb genommen.
Wir freuen uns über Ihren Besuch in unserer neuen Gärtnerei!